Fummelkram! Sie liebt Fummelkram. Sie ist eine Produktionsmitarbeiterin, die ich vor mehreren Jahren in einer Transfergesellschaft beraten habe. Produktionsmitarbeiter ist ein dehnbarer Begriff. Der eine dreht immer die gleiche Schraube am Fließband nach rechts, der andere montiert komplexe Schalteinheiten, zum Beispiel für Warnsysteme. Je nach Vorbildung und Vorlieben. Und meine Klientin liebte Fummelkram. So nannte sie die filigranen Schraub- und Lötarbeiten an Platinen und kleinen Elektrogeräten, die sie gerne verrichtete.
Reden Sie über sich! Sonst erfährt man nichts über Sie
Sie schätzt das Arbeiten am Detail – im Gegensatz zu den Ausschreibungen, mit deren Hilfe sie neue Fummel-Arbeit suchte. Von ihren Produktionsmitarbeitern verlangen viele Arbeitgeber oft nur handwerkliches Geschick und Bereitschaft zur Schichtarbeit. Aber zum Gück konnte sie diese ganzen Ausschreibungen ohnehin nach kurzer Zeit ignorieren, denn Sie hatte ihren Fummelkram gefunden. Auf einer Party ihrer Schwester war zufällig ein Gast, der für seine Hardwarefirma genau solche Fummelarbeiter suchte. Und weil beide kommunikativ waren, haben sie sich auch gefunden.
„Beim Reden kommen die Leute zusammen“ – ein alter Spruch rühriger – und erfolgreicher! – Geschäftsleute. Ein anderer Klient, an den ich mich erinnere, redete auch gerne und viel. Er kam aus einem kleinen Dorf und war dort in allen Vereinen Mitglied. Ihm reichte ein knappes Dutzend an Initiativbewerbungen, die er auf Basis dieser Gespräche gestartet hatte, um ein Luxusproblem zu erzeugen: Welchen der vier angebotenen Verträge unterschreibe ich denn jetzt?
Mitarbeiter sind die besten Headhunter
Aktives Netzwerken funktioniert effektiver als das Wühlen in Stellenanzeigen. Und es ist aus betrieblicher Sicht logisch. Keiner kennt den Stallgeruch und die ungeschriebenen Gesetze eines Betriebes so gut wie die eigenen Mitarbeiter. Keiner dieser Mitarbeiter wünscht sich neue Kollegen, die das Betriebsklima stören. Keiner will Pfeifen als Kollegen. Deshalb sind die eigenen Mitarbeiter oft die besten Headhunter. Und manche Unternehmen behandeln sie auch so und bezahlen Prämien für gut Personalempfehlungen.
Ein Bewerber, der in dieses Empfehlungsprogramm will, muss also auf sich aufmerksam machen. Manchmal muss man selbst den besten Freunden und den nähesten Familienangehörigen noch einmal erklären, was man genau macht. Wenn die Gespräche bisher nur um Hobbies kreisten, darf man nicht erwarten, dass der langjährige Kumpel plötzlich Ihre Alleinstellungsmerkmale lückenlos anpreisen kann.
Erzählen Sie’s doch Ihrem Friseur…
Das Netzwerk beschränkt sich nicht auf Freunde und Familie. Sind Sie Stammkunde bei Ihrem Friseur, dann erweitern Sie doch einmal das Gespräch auf Ihre beruflichen Vorlieben und Spezialitäten. Der Friseur ist ein optimaler Multiplikator. Auch Unternehmenschefs wachsen Haare und sie lassen diese schneiden von einem, der sich damit auskennt. Und auch Unternehmenschef werden von den Gesprächsattacken der Haareschneider nicht verschont. Liefern Sie ihm Themen-Munition.
…und kramen Sie in Ihrer Vergangenheit
Und dann wären da noch die verloren gegangenen Kontakte. Ex-Freunde, Ex-Kollegen, Ex-Kommillitonen und Ex-Mitschüler. Umzüge, Firmenwechsel, Eheschließungen, Scheidungen, Auswanderungen – Freundeskreise verändern sich im Laufe der Zeit zwangsläufig. Das man sich aus den Augen verliert, hat die duchaus beliebte Tradition der Klassentreffen überhaupt erst notwendig gemacht. Denn die meisten finden es ganz interessant, auch wieder einmal mit Leuten zu sprechen, die man schätzt, aber nicht mehr regelmäßig treffen kann. Und dass man sich schätzt, reicht für berufliche Netzwerkarbeit vollständig aus.
Besonders glaubwürdige Empfehler sind natürlich Ex-Kollegen. Fahnden Sie doch einmal in den sozialen Netzwerken nach früheren Kollegen, mit denen Sie gerne zusammengearbeitet haben.
Abwarten und Bier trinken
Wichtig: Netzwerke entfalten sich am Besten unverbissen. Eine Empfehlung können Sie nie erzwingen. Vielleicht kommt einfach nur eine neuer alter Kontakt für ein Bierchen zwischendurch heraus. Bleiben Sie locker und offen wie die Frau mit dem Fummelkram. Sie wollte sich zunächst einfach nur auf einer Party amüsieren. Ihre eigene Bewerbung hat sie dann ganz nebenbei platziert.