Netzwerken ist kein Selbstzweck

Netzwerken ist kein Selbstzweck

Die Glöckchen klingen derzeit wieder – vor allen im den Postfächern. Zu Massen gehen Weihnachtglückwünsche per SMS, WhatsAPP oder E-Mail ein. Manchmal ist es schwer, die wertschätzenden Grüße vom SPAM zu unterscheiden.

Pech für die, die rund um Weihnachten auch noch Geburtstag haben: Bei denen verdoppelt sich das Glückwunschaufkommen mal schnell.

Die Plumpheit des Netzwerkens

Die Technik der sozialen Medien macht es einem aber auch leicht. An aktuelle Geburtstage wird man bei Xing, Facebook und Co. ja auch bei jedem Login erinnert. Der effektive User hat für solche Zwecke schon ein Textbausteinarchiv angelegt.

Copy, Paste und Send. Der, der so automatisiert glückwünscht, glaubt mitunter, dass er netzwerkt. Besonders tüchtiger Netzwerker vermuten sogar echtes Marketing hinter ihren Maschen. Sie wünschen erst alles Gute und fordern dann Aufmerksamkeit für ihre aktuellen Angebote ein – Kaufappell inklusive. Gibt es schon einen Award für plumpes Netzwerken? Dann würde ich gerne auch die Menschen vorschlagen, von denen man jahrelang nichts gehört hat. Dann kommt der Geburtstag, eine Xing-Mail mit knapp formulierten Glückwunsch und dem Hinweis auf Auftragsmangel verbunden mit dem Wunsch nach Infos und Tipps, wie man diesen Umstand lindern könnte.

Netzwerken ohne Wertschätzung hat keinen Wert

Natürlich schafft aktives Netzwerken Verbindungen und damit auch Jobs und Aufträge. Netzwerken beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn Netzwerken durch  Beliebigkeit und Übergriffigkeit besteht, baut es eher Mauern auf. Man kann nicht allen Ernstes eine Gegenleistung erwarten, wenn man seine Glückwünsche über das Xing-eigene Mailsystem absendet. Und das auch nur, weil einen Xing daran erinnert.

Wer effektiv netzwerken will, sollte nie vergessen, dass Menschen hinter den E-Mail-Adressen sitzen. Menschen helfen grundsätzlich gerne, Menschen geben auch gerne etwas zurück. Sofern sie wertschätzend behandelt werden.

Formulieren Sie individuell

Manche meiner Auftraggeber senden tatsächlich noch handgeschriebene Weihnachtskarten mit persönlichen, individuellen Formulierungen, was sonst nur noch enge Freunde machen. Das ist Wertschätzung!

Eine persönlich geschriebene E-Mail kostet etwas mehr Zeit als ein 08/15-Text – aber in dieser Zeit, die sich der Schreiber für den Adressaten genommen hat, drückt sie sich wieder aus: die Wertschätzung.

Telefonieren Sie

Ein sehr schönes Kommunikationsmedium ist nach wie vor das Telefon. Das persönliche Gespräch ist durch keine E-Mail zu ersetzen. Je enger der persönliche Kontakt, desto eher darf man auch den direkten Dialog wagen. Sollte der enge Kontakt schon ein wenig eingeschlafen und Distanzen gewachsen sein (Ex-Kollegen,frühere Arbeit- oder Auftraggeber), kann der Wunsch nach einem Telefonat auch per freundlich formulierter E-Mail angekündigt werden.

Schaffen Sie sich eigene Anlässe zum Netzwerken

Und nicht zuletzt ein paar Worte zum Anlass des Netzwerkens:  Das Jahr bietet Ihnen 365 bis 366 Tage des Netzwerkens. Man muss nicht auf Weihnachten oder Geburtstage warten, um Kontakte zu pflegen. Wer sich auch mal Mitte Mai meldet oder Ende Oktober beweist eine anlassunabhängige Wertschätzung. Und die ist mehr wert als Pseudo-Wertschätzung über Xing-Mails und Facebookstatusleisten.

Deshalb der Tipp an alle, die davon auch genervt sind. Geben Sie Ihr Geburtsdatum in den sozialen Netzwerken nicht frei.

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Günter Flott
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