Der Erfolg einer Bewerbung wird umso wahrscheinlicher, je mehr sie sowohl Können als auch Motivation des Bewerber transportiert. Während das Können der Lebenslauf beschreibt, sollte die Motivation im Anschreiben stehen. Leider neigen viele Bewerber dazu, im Anschreiben noch einmal den Lebenslauf in Prosa nachzubeten. So kriegt man das Anschreiben zwar auch voll – allerdings langweilt man damit auch die Leser, respektive Arbeitgeber. Es ist daher kein Wunder, dass die Firmen auf ihren Karriereseiten darum bitten (oder schon flehen?), auf Floskeln, Textvorlagen und Worthülsen zu verzichten.
„Ich bin flexibel, teamfähig, kann aber auch selbstständig arbeiten. Nun bin ich auf der Suche nach einer Herausforderung. In die für mich neuen Aufgaben kann ich mich leicht einarbeiten, blablablablabla…..“
Tausendmal gelesen, aber nie berührt. Da ist die Aussage einer Buchhalterin – „Ich liebe Zahlen“ – schon klarer. Das gleiche gilt für die IT-Spezialistin, die sich für eine Helpdesk-Position bewarb.
Ich habe Freude an komplexen technischen Zusammenhängen. Die verstehe ich sehr gut, deshalb fällt es mir leicht, technische Probleme zu lösen. Je kniffeliger, umso mehr Spaß macht mir diese Arbeit. Dass ich außerdem noch eine Engelsgeduld mit Menschen habe, die Technik wiederum gar nicht verstehen, kommt hinzu.
Wenn solche Sätze im Rahmen meines Coachings entstehen, muss ich nicht selten Überredungskunst anwenden, dass die Sätze auch in die Bewerbung geschrieben werden, denn offenbar ist der Gewöhnungseffekt an die langweiligen Standardfloskeln sehr mächtig.
Zur Freude dieser Menschen mit Formulierungshemmungen verzichten immer mehr Arbeitgeber in ihren Bewerbungsverfahren auf Anschreiben. Zum Schrecken dieser Menschen mit Formulierungshemmungen bitten diese Firmen ihre Bewerber stattdessen, Motivationsfragen auf ihrer Unternehmenshomepage zu beantworten.
Was reizt Sie an der Stelle?
Warum sind Sie die richtige Person für diese Stelle?
Es sind übrigens die gleichen Fragen, die ich meinen Klienten stelle, wenn ich Ihnen beim Formulieren von Anschreiben helfen soll. Die Antworten auf diese Fragen ergeben dann das Anschreiben. Und oft ist es knackig kurz. So kurz, dass es auch in die Textfelder der Firmen mit den Motivationsfragen passen würde – denn häufig sind diese Felder zeichenbegrenzt.
Sich über die eigene Motivation Gedanken zu machen, ist somit für jedes Bewerbungsverfahren sinnvoll.