Eine einzige Bewerbung führt zum Job! Immer wieder erlebe ich es. Der Bewerber schreibt eine Bewerbung. Er erhält darauf das eine Vorstellungsgespräch, dem sich der eine Vertrag anschließt.
Aktuell ist eine meiner Klientinen in einer Transferagentur so zum Job durchmarschiert. Sie hat sich initiativ in einem Pflegeheim als eine Art „Mädchen für alles“ beworben. Engagiert hat sie dargestellt, wie sie bereits einen Nachbarn privat gepflegt hat. Sie erwähnte ihre vielseitigen sportlichen Aktivitäten im Lebenslauf (nicht zuletzt auf meinen Rat hin. Pflege ist körperlich belastend. Fitness ist ein Pluspunkt), nicht zuletzt auch, weil eine über 50-jährige Kick-Boxerin selten ist.
Motivation schlägt Formalien und Vermittlungshemmnisse
Nun mag man entgegenhalten, dass in der Pflege Personal immer gesucht wird. Abstrakt betrachtet stimmt das, konkrete Situationen sehen anders aus. In Seminaren begegnen mir immer wieder examinierte Pflegekräfte, die permanent Absagen erhalten. Im Vertrauen räumen sie auch ein, dass sie gar nicht so gerne in der Pflege arbeiten. Einem geschulten Personaler entgeht diese Demotivation nicht. Und ein leerer Arbeitsplatz schadet ihm mitunter weniger, als wenn dort eine Kraft sitzen würde, die zwar über eine einschlägige Ausbildung verfügt, diese aber nicht einbringt und für diese Minderleistung auch noch bezahlt wird.
Meine Klientin war hochmotiviert und konnte das auch präsentieren. Und schlug damit auch die durchaus vorhandenen Minuspunkte: Sie hat nämlich gar keine Pflegeausbildung. Sie ist gelernte Friseurin, arbeitete zuletzt in einem Lager. Sie ist totale Quereinsteigerin. Manch einer sieht zudem in ihrem Alter (sie ist Anfang 50) ein Vermittlungshemmnis.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass sich Motivation und Engagement durchsetzt. Damit kann man nicht nur formale Kriterien schlagen, sondern sich auch aus der Bewerbermasse hervorheben.
Aus Bewerbersicht gilt aussagekräftig darzustellen, was man wirklich möchte, was einem wirklich motiviert. Und natürlich schickt die Arbeit suchende Person diese Bewerbung auch nur an die Firmen, bei denen sie ihre Motivation und ihr Engagement gerne einbringen kann.
Arbeit macht nur das In-sich-gehen und das Recherchieren. Arbeit spart man sich, weil das massenhafte Aussenden von Bewerbungen nicht mehr nötig ist. Frust spart man sich auch, weil man keine massenhafte Absagen erhält.
Kontraproduktive Vorgaben der Arbeitsagentur
Was sich aber ein bei der Arbeitsagentur oder beim Jobcenter gemeldeter Arbeitsloser nicht spart, ist die Diskussion mit seinem Sachbearbeiter in Sachen Eigenbemühungsliste. Dort muss man nämlich eine Mindestzahl an Bewerbungen erreichen. Mal fünf, mal acht, mal zehn. Es scheint ausgewürfelt zu werden. Nicht das Gute hilft, sondern viel hilft, so denken die Bürokraten in der Arbeitsverwaltung anscheinend. Ein Segen, dass sie keine Medikamente verschreiben dürfen…